Einleitung
Corporate Governance mag wie ein "Grosskonzern-Thema" wirken. Doch gerade Startups und Scaleups in der Früh- und Wachstumsphase zahlen einen hohen Preis, wenn sie Führungsstrukturen, Entscheidungsprozesse und Kontrollmechanismen vernachlässigen. Investoren erkennen mangelnde Governance in der Due Diligence rasch – und reagieren mit Bewertungsabschlägen oder verschärften Vertragsbedingungen.
Gerade in der dynamischen Anfangsphase eines Unternehmens, in der Geschwindigkeit, Anpassungsfähigkeit und Lean-Strukturen dominieren, wird Governance oft als hinderlich oder "Overhead" empfunden. Doch genau in dieser Phase stellen Investoren die Weichen: Sie entscheiden, wem sie vertrauen und wem nicht. Dieser Beitrag beleuchtet, wie gross diese Abschläge in der Praxis ausfallen können, welche Arten von Governance-Mängeln besonders kritisch sind und was Gründer:innen und Verwaltungsräte daraus lernen können.
Konsento bietet erfolgreich Lösungen an, welche bereits eine Vielzahl von Unternehmen und Verwaltungsräte bei der Optimierung der Corporate Governance unterstützt und nahtlos weitere Effizienzgewinne und signifikante Kosteneinsparungen bei Corporate Actions (bspw. Kapitalerhöhungen) ermöglicht.
Inhaltsverzeichnis
- Was bedeutet Corporate Governance – und warum beeinflusst sie den Unternehmenswert?
- Studien: Zahlen zum Bewertungsabschlag
- Mechanismen: Warum führt schlechte Governance zu Wertverlust?
- Praxisbeispiele: Lehren aus Governance-Problemen
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Was bedeutet Corporate Governance – und warum beeinflusst sie den Unternehmenswert?
Unter Corporate Governance versteht man die Gesamtheit der Regeln und Strukturen, durch die ein Unternehmen geführt und kontrolliert wird. Im Startup-Kontext bedeutet das:
- Gibt es ein funktionierendes Board oder Advisory Committee?
- Werden Sitzungen regelmässig einberufen und protokolliert?
- Besteht Transparenz über Eigentumsverhältnisse und Stimmrechte?
- Gibt es Regelungen zur Vermeidung von Interessenkonflikten und Mittelverwendung?
Gerade in frühen Phasen (Pre-Seed bis Series A) fehlen diese Strukturen häufig. Stattdessen dominieren informelle Absprachen, Freundschaftsverträge und Handschlagentscheidungen. Das mag kurzfristig „schnell und flexibel“ erscheinen – ist aus Investorensicht aber ein erheblicher Risikofaktor, der sich direkt auf die Bewertung niederschlägt. Studien zeigen, dass fundierte Governance-Massnahmen nicht nur Risiken senken, sondern auch den Zugang zu Kapital erleichtern und strategische Entscheidungen verbessern können[1].
Studien: Zahlen zum Bewertungsabschlag
Mehrere Studien belegen eindrucksvoll, dass der Preis für schlechte Governance erheblich sein kann:
- Laut einer weltweiten McKinsey-Investorenumfrage würden über 75 % der Befragten für Unternehmen mit guter Governance bis zu 28 % mehr zahlen[2].
- Eine Analyse von Kaplan & Strömberg im Venture-Capital-Kontext zeigt, dass Governance-Mängel wie intransparente Cap Tables, fehlende Kontrollrechte oder unklare Rollenverteilungen systematisch zu niedrigeren Pre-Money-Bewertungen führen[3].
- Laut einer BCG-Studie kann bereits gute Investor-Relations-Arbeit – ein Bestandteil von Governance – den Unternehmenswert um 10–15 % erhöhen[4].
- In der Praxis berichten VCs, dass sie bei Startups mit bekannten Governance-Problemen teils bis zu 30 % Preisabschlag oder strengere Liquidation Preferences fordern[5].
Ein wachsender Teil der Investoren sieht professionelle Governance-Strukturen nicht mehr als „Luxus“, sondern als Grundbedingung für Skalierbarkeit und Exit-Fähigkeit.
Fazit: Der Bewertungsabschlag liegt je nach Ausprägung zwischen 10 % und 30 % – ein erheblicher Wertverlust für Gründer:innen und Frühphaseninvestoren.
Mechanismen: Warum führt schlechte Governance zu Wertverlust?
Mangelhafte Governance wirkt sich auf mehreren Ebenen negativ aus:
- Risikozuschläge in Bewertungsmodellen: Investoren kalkulieren bei Unsicherheit höhere Kapitalkosten, was in Discounted-Cashflow-Modellen den heutigen Wert reduziert[6].
- Weniger Nachfrage in Finanzierungsrunden: Schwache Governance schreckt viele VCs ab. Weniger Konkurrenz unter Bietern bedeutet weniger Pricing-Power.
- Signalwirkung gegenüber Folgeinvestoren: Chaotische Cap Tables oder unklare Kontrolle erschweren spätere Runden und verhindern Zugang zu institutionellen Fonds.
- Kosten späterer Korrekturen: Wenn Governance-Defizite nach Closing behoben werden müssen (z. B. Protokolle nachreichen, Board-Struktur reorganisieren), verursacht das Friktion und hohe Opportunitätskosten.
Gerade in kompetitiven Runden können vermeidbare Mängel das Momentum zerstören – oder gar zum Scheitern des Deals führen.
Praxisbeispiele: Lehren aus Governance-Problemen
Prominente Startup-Fälle zeigen, wie fehlende Governance-Disziplin den Unternehmenswert vernichtet:
- WeWork (2019): Nach Enthüllungen über Interessenkonflikte, Selbstkontrakte und fehlende Kontrolle des CEO sackte die Bewertung von 47 auf unter 10 Mrd. USD ab – ein Wertverlust von über 75 %[7].
- Theranos (2018): Das Medtech-Startup hatte keinen unabhängigen Verwaltungsrat, keine formellen Protokolle und verweigerte Einsicht in Technik und Zahlen. Die einst mit 9 Mrd. USD bewertete Firma kollabierte und führte zu Totalverlusten für Investoren[8].
- Zilingo (2022): Das südostasiatische Scaleup stand kurz vor einer Series-D-Runde, als Governance-Mängel (fehlende Buchprüfung, Related-Party-Deals) aufgedeckt wurden. Die Finanzierung platzte, das Unternehmen wurde wenig später liquidiert[9].
Diese Beispiele belegen: Selbst stärker wachsende, hochfinanzierte Startups sind nicht vor Governance-Risiken gefeit. Das Vertrauen der Investoren ist die Voraussetzung für jede Finanzierung – und Governance ist dessen Fundament.
Fazit
Schlechte Corporate Governance kann ein Startup bis zu 30 % seiner Bewertung kosten. Und das ist nur der direkte Effekt. Zusätzlich fordern Investoren in solchen Fällen auch:
- höhere Liquidation Preferences (z. B. 2× statt 1×),
- verstärkte Kontrollrechte, z. B. Veto bei Hiring, Budget oder Exit,
- Earn-Out-Klauseln gekoppelt an Governance-Massnahmen,
- Bad-Leaver-Regeln schon bei Compliance-Verstössen.
Die gute Nachricht: Wer bereits ab Pre-Seed in klare Protokolle, Eigentümertransparenz, einen kompetenten Beirat und dokumentierte Entscheidungsprozesse investiert, verbessert nicht nur seine Finanzierungschancen, sondern auch das Vertrauen von Talenten, Kund:innen und Exit-Partnern.
Governance ist kein Korsett – sie ist ein Werttreiber.
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Literaturverzeichnis
- EVCA (European Private Equity and Venture Capital Association), Startup Governance Guidelines (2021).
- McKinsey & Company, Global Investor Opinion Survey on Corporate Governance (2002).
- Kaplan, S. N. and Strömberg, P., ‘Financial Contracting Theory Meets the Real World: An Empirical Analysis of Venture Capital Contracts’ (2003) 70 The Review of Economic Studies 281-315.
- The Boston Consulting Group (BCG), How Excellent Investor Relations Create Value (2014).
- SeedBlink, Red Flags in Early Stage Startups – 2024 Investor Report (April 2024).
- Koller, T., Goedhart, M. and Wessels, D., Valuation: Measuring and Managing the Value of Companies, 6th edn (Wiley 2015).
- Gelles, D. and Griffith, E., ‘The Rise and Fall of WeWork’ The New York Times (22 October 2019).
- Carreyrou, J., Bad Blood: Secrets and Lies in a Silicon Valley Startup (Knopf 2018).
- Nishith Desai Associates, Governance Pitfalls in Southeast Asia’s Startup Landscape (2023).

